FIV (Katzen Aids) – DIE FELINE IMMUNDEFIZIENZ


Besonders gefährdete Katzen und Übertragungswege:

Zur Hauptrisikogruppe gehören vor allem Freigängerkatzen mit ausgeprägtem Revierverhalten in dicht besiedelten Gegenden, da dort die Wahrscheinlichkeit für Revierkämpfe stark erhöht ist, denn in den meisten Fällen wird das Virus durch Bisse übertragen – also durch Blut und Speichel. Aber auch eine Übertragung auf Welpen im Mutterleib ist möglich oder auch später durch die Muttermilch. 

Allgemeines zur Krankheit und zum Verlauf:

Etwa 4 Jahre nach der Entdeckung des HI-Virus (AIDS) beim Menschen wurde es dann auch bei Tieren beschrieben.  Aufgrund des ähnlichen Verlaufs der Krankheit wird es auch als "Katzen-Aids“ bezeichnet. FIV ist ein Virus aus der Familie der Retroviren (wie auch beim FeL-Virus), die bei Katzen eine Immunschwächekrankheit auslöst, die als „Felines Immundefizienzsyndrom“ bezeichnet wird. Das FI-Virus dockt an den T-Zellen des Körpers an, die für die Abwehr von Erregern und Viren zuständig sind. Die Oberflächenbeschaffenheit des FI-Virus ermöglicht diesem, in die T-Zellen der Katze einzudringen. Dort eingenistet befreit sich das Virus von seiner Hülle und setzt sein eigenes Erbgut frei, welches dann die DNS in den körpereigenen Zellen der Katze, einfach „überschreibt“!*

Ist das geschehen, wird die eigene Zelle vom Virus „versklavt“ und kann nicht anders, als bis zum Ende abermillionenfach FI-Viren zu produzieren. Währenddessen wird das Immunsystem so sehr geschwächt, dass sich etliche Bakterien und Krankheitserreger die Situation zu nutze machen und ungehindert in den Körper der Katze eindringen. Durch das nun sehr schwache und dann gänzlich fehlende Immunsystem hat der Körper nichts mehr entgegenzusetzen und wird quasi überrant. Das bedeutet, dass z. B. ein eigentlich ungefährlicher Erkältungserreger ungebremst zur Lungenentzündung werden kann. Man muss aber bedenken, dass nicht nur der Erreger einer Krankheit eindringt, sondern noch etliche andere, die dann auch wieder andere Krankheiten verursachen! Mit der Zeit wird das Organ bzw. die Organe davon so sehr geschädigt, dass diese völlig versagen und zusammbrechen, was dann den Tod des Tieres bedeutet.

 

* Im Grunde verhält es sich wie ein Computer-Virus: gut getarnt als "trojanisches Pferd" schleicht es sich in Ihren PC, löscht bzw. überschreibt wichtige Daten und verbreitet sich rasend schnell. Am Ende bricht der PC zusammen und die Daten sind für immer verloren.

 

Das FIV ist im Gegensatz zu FeLV ein "schleichender Virus" (Lentivirus), da dieser in der Phase, in der die Zellen zerstört werden, nur langsam fortschreitet. Je mehr dann infiziert sind, umso schneller schreitet es auch voran. 

Ähnlich wie bei uns Menschen können auch Katzen Monate und sogar Jahre ohne Auffälligkeiten und Anzeichen leben, bleiben aber auf Lebenszeit Träger (und Überträger!) des Virus. 

Vorbeugung und Behandlungsmöglichkeiten:

Auch für diese Krankheit gibt es einen Test – der bekannteste ist wohl der ELISA-Test. Da das klinische Bild der Krankheit sehr variabel ist, kann eine Diagnose nur durch einen zusätzlichen, serologischen Nachweis der Antikörper erfolgen. Da bei diesem Test die Antikörper nachgewiesen werden (und nicht die Anzahl der Erreger, was immer wieder zu Missverständnissen führt!), die sich aber erst 8 - 12 Wochen nach der Infektion bilden, sind Fehldiagnosen möglich, denn der Test könnte genau in diesen Zeitraum fallen. Der Test sollte auf jeden Fall nach der angegebenen Zeit wiederholt werden. Nach dem 2. Test wird sich dann ziemlich sicher sagen lassen ob die Katze infiziert ist oder nicht. Das erklärt auch, warum die Katze mindestens 6 Monate alt sein sollte, da bei noch jüngeren Katzen das Ergebnis durch die evtl. übertragenen Antikörper (nicht Erreger!) der Mutter verfälscht sein könnte! Auch wir weisen immer wieder auf diesen Umstand hin, wenn die Frage auftaucht, warum das nicht gemacht wurde. Man kann das natürlich trotzdem testen lassen aber es ist eben wenig aussagekräftig und somit einfach rausgeschmissenes Geld, was ja nun mal in den meißten Fällen Spendengelder sind ... darum muss dann der zukünftige Halter selbst für die Kosten aufkommen, wenn derjenige dennoch einen Test durchführen lassen möchte. Das Kitten wird dann als FIV-positiv getestet, obwohl es nie mit dem Erreger in Berührung gekommen ist und garkeine eigenen Antikörper gebildet haben kann – also negativ ist. Um eine Übertragung des Immunschwäche-Virus auf gesunde Katzen zu verhindern, ist das Leben als Einzelkatze zwar effizient aber eigentlich nicht nötig. Es gibt ja schließlich auch viele Katzen, die nur sehr ungern allein sein möchten. Entweder man setzt die Katze zu einer anderen ebenfalls mit AIDS infizierten Katze aber genauso kann sie zu einer gesunden Katze oder auch in eine Katzengruppe ziehen. Voraussetzung ist hier eine kleine Eingewöhnungszeit, um zu sehen, ob die Katzen harmonieren (was ja aber ohnehin immer so laufen sollte ...). Klappt alles super, steht einer gemeinsamen Haltung nichts im Wege, denn für eine Übertragung muss Blut oder Speichel in den Blutkreislauf einer anderen Katze gelangen und nicht wenn sie z. B. ihr Futter teilen oder sich gegenseitig putzen (siehe 1. Absatz oben).

Unkontrollierten Freigang sollte diese Katze dann aber nicht mehr erhalten, da man ja nicht voraussagen kann, ob sie dort mit einer fremden Katze aneinander gerät. Die Betonung liegt hier auf "unkontrolliert" – auf einen gesicherten Balkon oder abgegrenztes Gartenstück darf sie natürlich schon. 

 

Das Virus hat 9 verschiedene Stämme – das führt widerum dazu, dass es so gut wie unmöglich ist, einen effizienten Impfschutz zu entwickeln, der alle abdeckt – wenn überhaupt, dann nur für einen einzigen Stamm. Eine Behandlung ist bei FIV leider nicht möglich – lediglich können Symptome behandelt und Schmerzen gelindert werden.