FIP (Bauchfellentzündung) – DIE FELINE INFEKTIÖSE PERITONITIS
Prinzipiell kann die Krankheit jede Katze jeden Alters bekommen – gefährdet sind aber vor allem Katzen zwischen dem 6. Monat und 5. Lebensjahr und ältere Katzen ab 14 Jahren. Fest steht außerdem, dass rund die Hälfte der erkrankten Tiere zuvor einer großen Stresssituation ausgesetzt waren. Die Übertragungswege sind infizierter Kot, verunreinigte Gegenstände, Kleidung, von Maul-zu-Maul oder auch Maul-zu-Nase.
Bekannt sind 2 Verlaufsformen: die „feuchte“ bzw. „nasse“ und die „trockene“ Verlaufsform, die sich an ihren entsprechenden Merkmalen gut unterscheiden lassen: die feuchte Verlaufsform ist mit dem typischen dicken Bauch verbunden, der voll mit Flüssigkeit ist. Das drückt auf andere Organe, so das das Atmen kurzfristig sehr schwer fällt. Die Katze ist abgemagert und ausgezehrt.
Bei der trockenen Form ist die Flüssigkeitsansammlung nur sehr gering, die Entzündung entsteht in der Bauchhöhle und breitet sich dann kontinuierlich auf den gesamten Körper aus. Diese Form ist immer mit Fieber verbunden. Auch das zentrale Nervensystem kann befallen werden, wodurch es dann auch zu Wesensveränderungen der Katze kommen kann, wie z. B. plötzliche und grundlose Aggressivität. In einigen Fällen treten beide Varianten zusammen auf oder gern auch in Verbindung mit FeLV oder FIV.
Verantwortlich für das Ganze sind die „Coronaviren“, die jede Katze in sich trägt und das soll auch so sein. Diese Viren sind aber besonders anfällig für Mutationen, wodurch die Krankheit dann entstehen kann. Genau deshalb ist die Diagnose auch so schwierig. Oftmals bricht die Krankheit bei den Katzen aus, die z. B. durch Stress oder Krankheit ohnehin ein gestörtes Immunsystem haben. Man nimmt heute an, dass ob und in welcher Form die Krankheit letztendlich auftritt, vom Immunstatus des Einzeltieres abhängig ist.
Die Symptome sind meist sehr schwach, vielleicht etwas Durchfall oder Schnupfen, danach sind 95% aller Katzen immun und können die Vermehrung der Viren selbstständig unter Kontrolle halten. Nur bei einem kleinen Teil von Katzen kommt es so um die 12. Woche zu den genannten Mutationen, aus denen dann die FIP entsteht – warum das bei diesen Katzen so ist, wurde bislang noch nicht geklärt. Eine infizierte Katze kann das Virus für Wochen, Monate oder sogar viele Jahre beherbergen. Sie kann genesen, zum Virusträger werden oder die tödliche Erkrankung entwickeln.
Allerdings ist die tatsächliche Diagnose der Krankheit schwierig festzustellen und nicht „einfach so“ mit einem einzigen Test nachzuweisen. Besteht ein Verdacht auf FIP, gibt es in etwa 6 oder 7 verschiedene Methoden, den Verdacht zwar zu erhärten aber trotzdem gibt es auch dann noch keine 100%ige Diagnose.
Warum das so ist, versuchen wir im folgenden für jeden verständlich zu erklären: Man kennt zwei fast identische Coronaviren bei der Katze: das völlig harmlose „Feline Enterale Coronavirus“ (FECV) und das aus diesem durch Mutation hervorgehende, bösartige FIP-Virus (FIPV). Beide Viren sind genetisch so nahe verwandt, dass sie sich nur durch äußerst aufwendige molekularbiologische Methoden auseinanderhalten lassen.
Desweiteren hält sich hartnäckig die falsche Erkenntnis, dass ein hoher „FIP-Titer“ gleichbedeutend mit dem Ausbruch der Krankheit ist. Zugegebenermaßen verleitet der Name auch dazu aber der „Titer“ ist ein Maß für die Menge vorhandener Antikörper im Blut. Dazu ein Beispiel: wenn man vom TA mitgeteilt bekommt, dass der sog. FIP-Titer bei 1:10.000 liegt, bedeutet das, dass die Blutprobe 10.000-fach verdünnt werden musste, bis keine Antikörper mehr nachgewiesen werden konnten.
Eine Katze infiziert sich aber nicht mit „FIP“ sondern höchstens mit dem oben schon beschriebenen, harmlosen FECV! FIP entsteht dann erst durch die Mutation des FECV in der Katze. Und diese werden nur dann gefährlich, wenn ein geschwächtes Immunsystem nicht verhindern kann, daß sie sich stark vermehren.
Wichtig zu wissen: Ein hoher Titer kann auch einfach nur bedeuten, dass die Katze gerade eine Infektion mit dem gänzlich ungefährlichen FEC-Virus durchmacht und überhaupt keine Auskunft darüber geben kann, ob und wann die Katze jemals daran erkrankt!
Obwohl das Virus für mehrere Wochen in der Umgebung überlebensfähig ist, kann es durch einfache Haushaltsreiniger und Desinfektionsmittel inaktiviert werden, ein Beispiel dafür ist Wäschebleiche.
Fest steht allerdings eins: Ist die Krankheit erstmal ausgebrochen, endet das immer mit dem Tod des Tieres!
Von einer Impfe kann eigentlich nur abgeraten werden, denn die Gefahr ist groß, dass eben genau durch diese Impfe die Krankheit ausbricht, da paradoxerweise genau die Antikörper, die durch die Impfe erzeugt werden sollen, den Ausbruch der Krankheit begünstigen und sogar beschleunigen können.
Ist die Krankheit allerdings offensichtlich und somit dann auch diagnostiziert, gibt es leider bis heute keine Behandlungsmög-lichkeiten. Da bleibt dann wirklich leider nur die Möglichkeit der Euthanasie.
Aber bitte erst dann, wenn es auch wirklich offensichtlich ist und feststeht und nicht schon mal vorsorglich! Sie sagen jetzt: „wer macht denn sowas...?“ Tja, traurigerweise kommt das immer noch zu häufig vor – jede Katze die quasi schon mal vor dem Ausbruch „erlöst“ wird, ist eine zuviel! Das liegt zum Einen an dem Tierarzt, der dem Halter dazu rät und zum Anderen am Halter selbst, der sich nicht traut, das zu hinterfragen!
Deshalb abschließend noch folgendes: Wie schon gesagt, es werden immer noch zu viele Katzen eingeschläfert, obwohl hier nur ein Verdacht vorliegt (mehr als das kann es ja nicht sein, wie soeben ausgiebig erklärt wurde)! Denn immerhin gibt es auch eine Vielzahl anderer Erkrankungen, die aufgrund der Symptome infrage kommen könnten. Auch Tierärzte sind nur Menschen und die irren sich auch mal. Fragen sie dem Arzt Löcher in den Bauch bis Sie es verstanden haben und denken Sie logisch mit.
Deshalb unser Tipp: Handeln Sie nicht vorschnell und übereilt! Das sollten Sie ausgiebig mit Ihrem TA besprechen oder sich am besten bei einem anderen Arzt eine zweite Meinung einholen – das hat noch niemandem geschadet und schon so mancher Katze das Leben gerettet! Immerhin gehört die Katze zur Familie und es geht ja nicht um ein paar Tabletten, die man vielleicht unnötigerweise eingeben soll sondern um den Tod des Tieres, den man selbst veranlasst! Hier ist kein Platz für Irrtümer und schon deshalb ist man es seinem Tier unserer Meinung nach doch auch schuldig, sich wenigstens noch von einem anderen TA beraten zu lassen.